Sonntag, 4. Februar 2007

Über mich

Ich liebe mich. Einfach: Darum.Das Leben will niedergeschrieben sein. Und so will ich es halten. Der Zorn, die Lust, die Freude , die sentimentale Geste der Dankbarkeit am Bahnhofskiosk, wenn Gekühltes der Lieblingsbiermarke vorrätig ist.
Es nieselt. Der Winter ist nicht mehr Winter und die Frauen tragen selten noch pelzene Zierde.
Es ist warm und ich bin blank wie der berühmte wilde, stürmische Hans.
Wozu das Leben? Wozu Literatur?
Weiland schrieb Petronius, kurz bevor er den Freitod starb,
"quam quobiscum erat sententiam meam, in aurora funzibus esse maximus delictalibus".
Ich hielt mich dran. Immer. Deshalb ging ich meinen Weg bis heute - unverstellt.
Denn "Ich" ist kein Anderer:


1964 unter dem Namen Heinrich Richard Maria Vogler in Grevenbroich geboren. Ich war eine Hausgeburt.
Meine Eltern aber lebten in wilder Ehe und stürzten sich 1968 in die Kölner Kommune "Che Guevara Potentas y Mammas di Libertinage".
Ich habe Sie nie wiedergesehen.

1968-1982: bei den Großeltern aufgewachsen. Mein Großvater betrieb eine Manufaktur für Sanitärprodukte an der Düsseldorfer Straße. Ich war nie angepasst und schrieb gegen den linken Zeitgeist. Erste literarische Versuche, die jede Einflussnahme leugneten: "Der Brummkreisel bewegt die Revolution", "Schweinefleisch für Petra Kelly", "Autopoesis oder grünkarierte Kotze im Bundestag", Leitung der Schülerzeitschrift "Der Störfunker", die nach einer Ausgabe wegen groben Unfugs eingestellt wird.

1982 Abiturversuch, Umsiedlung nach Köln
1983 erste Drogenerfahrungen. Im gleichen Jahr trete ich als Oboist in der Punkrockband "Lächelnde Atomrotzkiller" auf.
1984 Anstellung als Lektor im Analphabesis-Verlag Köln-Ehrenfeld
1985 Privatinsolvenz
1986 Nach einem Wohnungsbrand und Wiederfinden der ersten Entwürfe, Erscheinen des Gedichtbandes "Krampfhennen westwärts" unter dem Pseudonym Hartmut R. Weyfeuer. Ich hatte mich gefunden.

Und stiehlt/
Euch Kapital/ die
rote Sauce/
glänzt Hosen/
einwärts
nackte Gier/
lehnt Euch zurück in Muße/ und
trinkt ein fettes Feierabendbier"

Die linke Bundesrepublik war entzweit über mich, ich war es auch und der rechte Mob formierte sich wieder. Ich hielt dagegen mit Terzinen und Sonetten und soff weiter. Als Stadtschreiber von Rheinbickesdorf /Pfalz zeriss ich das vierbändige Prosawerk "Scherbenschreck bei Manaus" in mehr als tausend Stücke. Die Lokalpresse war entgeistert. Mein Roman aber handelt von einem pfälzischen Auswanderer, der um 1920 nach Südamerika emigriert, bei Rio falsch abbiegt und einen Indianerstamm überfährt. Das Ozonloch wucherte. Ich beschloss mehr Schnaps zu trinken.

1989: Die Mauer öffnet sich. Ich lerne Pam aus Karl-Marx-Stadt kennen, aber nicht lieben. Bin ich frigide? Der sensible Gedichtband "Liebeswut im Pizzateig" bleibt wie meine Gefühle auf Seite 1 stecken. In meiner Phantasie bereise ich Bulgarien, Tschechien und Polen. Wunderschön!
1990: Mein Inter-Rail-Ticket ist abgelaufen. Grevenbroich sieht mich wieder.
1991:Verleihung des Büchnerpreises an Wolf Biermann. Ich habe ihn darum beneidet.
1992: Auf einer Bahnfahrt ins Schwäbische treffe ich beinahe Ernst Jünger, steige aber bei Biberach rechtzeitg um. Schicksal.
1990-2000: Ich studiere Medizin und später Psychotherapie. Unter dem Einfluss medzinischer Handbuchliteratur entstehen die "Lecktiones vulgata". Ich schäme mich dafür.
3. Juli 2001: Nach einer Therapiesitzung heile ich einen bekannten bayrischen Politiker und danach auch mich von zuviel Selbstkritik. Ich bin maßlos erleichtert.
2001: Der Bachmann-Preis geht an mir vorbei. Ich kotze ins Klagenfurter Auditorium.
2002 bis heute: Es könnte nicht besser gehen.
2004: Der große Roman erscheint. Noch vor dem filmischen Epos "Der Untergang" und Daniel Levys Hitler-Film, lege ich mit dem "Armbandbärtchen" Deutschland flach - auf das Freudsche Canapee. Wohin auch sonst? Ich bin aufgeregt und Reich-Ranicki irritiert über Frau Löffler. Kann das alles gewesen sein?
Februar 2007: Ich beschließe hier zu schreiben

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Weyfeuer,

im Rahmen unseres alljährlichen Lesekranzes "Neues aus dem Buchstabensalat", den wir in diesem Jahr zum vierten Mal auf Schloss Kronenstern im Hartz veranstalten, möchten wir Sie gerne als Vortragenden gewinnen und unserem belesenen Publikum Ihr Werk näher bringen. Ein Honorar können wir selbstverständlich nicht zahlen, dafür aber Ihren Bekanntheitsgrad steigern.

Rückmeldung unter:
Dipl.-Päd. Jarinuto Osiukiawa
Stichwort: Lesekranz
Schloss Kronenstein
Postfach: 4343
84834 Hartz
Tel.: 078329-3256367

Anonym hat gesagt…

Hallo Herr Weyfeuer,

mit Spannung erwarten wir Ihre neuesten literarischen Ergüsse. Wann darf man wieder mehr von Ihnen lesen?

In freudiger Erwartung

Brunhilde und Simon Meyerowitsz

Anonym hat gesagt…

Hallo Herr Vogler.
Mich würde ja brennend interessieren, wie sie auf den Namen Weyfeuer kommen.
Mein Name ist nämlich Weyfeuer.

Ich würde mich über eine kurze Mail sehr freuen.

lafs@gmx.de

Bis dann.

Weyfeuer