Sonntag, 13. Juli 2008

am schreibtisch

es blaute mir und die stirne war heiss. in der letzten post von mutzbach, über die jetzt myriaden von käfern krochen, hatte es geheißen, dass meine schriften neu verlegt werden sollten. nun ich öffnete das fenster und der ahorn raschelte laut. ich störte ihn offensichtlich, zeigte zunge und nannte ihn klaus. damit hatte er nicht gerechnet. auf der gegenüberliegenden straßenseite blieb herr heppner stehen, wandte sich mir zu und zückte eine reiseausgabe der bibel. wie immer hatte ich vergessen, dass es bereits fünf war und sonntagnachmittag. heppner brüllte und skandierte merk-würdiges mit vorliebe aus dem alten testament, kohelet hatte es ihm angetan. der verkehr belebte sich. ich zählte dutzende fahrzeuge aller farben. heppner schrie, ich lächelte in mich hinein und dachte an die sonne, die in meinem schreibtischschublädchen mit dem mond kuschelte. schubert hatte syphilis, schumann, nietzsche, wolf und was war mit weyfeuer? heppner war eine moralische waffe. ich hörte ihn nicht. meine hände zitterten und niemand war da sie zu halten. ich stand auf und küsste die tapeten. blumig, alt, zernagt, zerissen, befleckt. ich mochte sie. wo war ich nur hingeraten. günter lachte im nebenzimmer. aus meinem alten radio presste ein warmer posaunenton. und draußen polterte heppner mit den mülltonnen.
zum herzlichen dank bewarfen die nachbarn ihn mit blumenerde. das jüngste gericht war angebrochen.
zum fenster gehen. den kopf rausstrecken, den hals verdrehen. kaum ein hauch. es war alles in lieblicher bläue, es war tag. und jetzt wieder still. ob zimmern noch kömmet? heppner aber machte sich in müllers vorgarten zu schaffen. müllers waren auf föhr. und heppner legte sich ins beet, bestrich sich mit erde und feierte sein eigenes begräbnis wie jeden sonntag. am siebten tage sollst du ruhn. zwei putten bröckelten leichthin und anspielungsreich von müllers dachsims und ihre nackten hintern landeten auf heppners hypertonisch pulsierendem kahlkopf. "das fehlte noch" meckerte eine frauenstimme von hausnummer 10 und tratschte unaufhörlich bis der vorhang fiel. weich, rot und unwiederbringlich, am sonntag, vor weyfeuers augen, in einer welt voller wunder mit rauchverbot. exeunt omnes.

Freitag, 11. Juli 2008

weyfeuer schreibt wieder - erftpartie

der mai ist vergangen und das moos lacht am wegesrand über dreckige witze von fahrradtouristen. ich gehe heimwärts, erftidyll nachmittags. die sonne blinzelt durchs blattwerk. was ein sommer und ganz liebevoll und sacht scheisst mir ein vöglein auf die kahle stirn. das laubwerk schweigt, ein kaninchen raschelt im unterholz. stille. nur schritte, das grüne flussband und ich. der weyfeuer in mir lächelt. ich trage den schiss wie eine auszeichnung. der ätzende kot kräuselt sich auf meiner haut und verbindet sich gekonnt mit zahllosen schuppenresten. er und ich werden eins. ich bin ganz natur und auch ihr auswurf. welch ein bild und das wasser fließt so schnelle, dass es mich nicht mehr spiegelt. ich atme ein. vor mir ::- ein tempel !!-:?-- aus hunderttausendkronkorken fein. meine brüder sinds. und gar viele kühle glasig braune hälse. eine circe, die gabi heisst, lockt mich mit langem, herrlich fettigem haar. sie prostet mir zu. vom himmel regnet es sanftmut auf papierschnippseln herab. urplötzlich natürlich. die sekunde ist die stunde, wird zum tag. ich bleibe. der dichter aber geht pissen und bald schon - stiften.