Sonntag, 17. März 2013

2013

und am ende des tunnels brennt ein feuer, hoffnung, licht....die reise des hartmut r. weyfeuer durch raum und zeit, im ewigen sonnenwind geht weiter...

Donnerstag, 15. Juli 2010

weyfeuer in der revolte oder die welt dreht sich bis ihr schlecht wird

es gibt zeiten des schweigens und zeiten der tat. und manchmal esse ich auch nur eine kleinigkeit zu mittag. das hängt mit dem geldbeutel zusammen, der zumeist leicht wie eine feder ist. ich habe diese armut stets an mir bemängelt. auch meine freunde schätzen meine mittellosigkeit nicht. gibt es eine lösung? nur wenn alle menschen krank sind, füllt sich mein geldbeutel, weil alle plätze in meiner mobilen praxis belegt sind. ich werde sie alle behandeln. es ist das zeitalter der psychopolitik. heute marschier ich aufs rathaus, morgen nach düsseldorf und übermorgen, ja wenn übermorgen die züge noch fahren - möglicherweise in die hauptstadt berlin oder wenigstens potsdam. naja. mit masken und einem koffer voller anschmiegsamer redewendungen. ich liebe knallige reisegeschichten. aber jetzt lege ich alle flach. auf meine couch. oder sonst wohin, wie es mir gefällt. heilung ist immer erst die heilung des therapeuten an sich selbst. ich berechne den vierfachen satz.was aber kommt morgen, wenn meine hungersnot vorbei ist? die tat ist die lösung. ich werde alle irre machen. von rechts, von links, aus der mitte, durch die mitte. ab dafür. womit? die welt wird irre an mir, vielleicht zunächst einmal die nachbarschaft oder mein fallbearbeiter bei der arge. er zuerst. er ist adipös und auch sonst ein schlechter geselle. bildung ist kein privileg der reichen, sondern ein schmerz für alle, die auf dem weg zur schönheit an hässlichen straßenecken besoffen und melancholisch werden. zu wissen, wo man hin will, aber es reicht nicht für die busfahrkarte.
der tag verschwindet aus meinem kopf, die sonne rollt sich ein in mein knisterndes butterbrotpapier. ich hauche ein paar sterne an den himmel. das gefällt mir. und pinsle - ganz große geste - tiefstblaue flächen ins unendliche. ich nenne es nacht. gute nacht. jetzt.

Montag, 1. Februar 2010

leben, ja leben will ich!

vereehrte gemeinde! lange sprach ich nicht zu euch, doch der himmel über mir liegt voller schwerer gedanken, die mich antreiben und verwirren wie ein wintersturm. traurig sind wahrheit und wirklichkeit.
mein heim ist vernichtet, das kapital frisst das gemeineigentum, die bodenspekulanten triumphieren und die welt dreht sich gleichförmig nach alten gesetzen. hier liege ich und besitze, brummt fafner, der gierige lindwurm im siegfried. aber ich lebe, lebe weiterhin der literatur und meiner liebe zu jedem wort, das gesprochen, jeder zeile , die geschrieben wird.

in unwandelbarer freude
hartmut r. weyfeuer

Sonntag, 13. Juli 2008

am schreibtisch

es blaute mir und die stirne war heiss. in der letzten post von mutzbach, über die jetzt myriaden von käfern krochen, hatte es geheißen, dass meine schriften neu verlegt werden sollten. nun ich öffnete das fenster und der ahorn raschelte laut. ich störte ihn offensichtlich, zeigte zunge und nannte ihn klaus. damit hatte er nicht gerechnet. auf der gegenüberliegenden straßenseite blieb herr heppner stehen, wandte sich mir zu und zückte eine reiseausgabe der bibel. wie immer hatte ich vergessen, dass es bereits fünf war und sonntagnachmittag. heppner brüllte und skandierte merk-würdiges mit vorliebe aus dem alten testament, kohelet hatte es ihm angetan. der verkehr belebte sich. ich zählte dutzende fahrzeuge aller farben. heppner schrie, ich lächelte in mich hinein und dachte an die sonne, die in meinem schreibtischschublädchen mit dem mond kuschelte. schubert hatte syphilis, schumann, nietzsche, wolf und was war mit weyfeuer? heppner war eine moralische waffe. ich hörte ihn nicht. meine hände zitterten und niemand war da sie zu halten. ich stand auf und küsste die tapeten. blumig, alt, zernagt, zerissen, befleckt. ich mochte sie. wo war ich nur hingeraten. günter lachte im nebenzimmer. aus meinem alten radio presste ein warmer posaunenton. und draußen polterte heppner mit den mülltonnen.
zum herzlichen dank bewarfen die nachbarn ihn mit blumenerde. das jüngste gericht war angebrochen.
zum fenster gehen. den kopf rausstrecken, den hals verdrehen. kaum ein hauch. es war alles in lieblicher bläue, es war tag. und jetzt wieder still. ob zimmern noch kömmet? heppner aber machte sich in müllers vorgarten zu schaffen. müllers waren auf föhr. und heppner legte sich ins beet, bestrich sich mit erde und feierte sein eigenes begräbnis wie jeden sonntag. am siebten tage sollst du ruhn. zwei putten bröckelten leichthin und anspielungsreich von müllers dachsims und ihre nackten hintern landeten auf heppners hypertonisch pulsierendem kahlkopf. "das fehlte noch" meckerte eine frauenstimme von hausnummer 10 und tratschte unaufhörlich bis der vorhang fiel. weich, rot und unwiederbringlich, am sonntag, vor weyfeuers augen, in einer welt voller wunder mit rauchverbot. exeunt omnes.

Freitag, 11. Juli 2008

weyfeuer schreibt wieder - erftpartie

der mai ist vergangen und das moos lacht am wegesrand über dreckige witze von fahrradtouristen. ich gehe heimwärts, erftidyll nachmittags. die sonne blinzelt durchs blattwerk. was ein sommer und ganz liebevoll und sacht scheisst mir ein vöglein auf die kahle stirn. das laubwerk schweigt, ein kaninchen raschelt im unterholz. stille. nur schritte, das grüne flussband und ich. der weyfeuer in mir lächelt. ich trage den schiss wie eine auszeichnung. der ätzende kot kräuselt sich auf meiner haut und verbindet sich gekonnt mit zahllosen schuppenresten. er und ich werden eins. ich bin ganz natur und auch ihr auswurf. welch ein bild und das wasser fließt so schnelle, dass es mich nicht mehr spiegelt. ich atme ein. vor mir ::- ein tempel !!-:?-- aus hunderttausendkronkorken fein. meine brüder sinds. und gar viele kühle glasig braune hälse. eine circe, die gabi heisst, lockt mich mit langem, herrlich fettigem haar. sie prostet mir zu. vom himmel regnet es sanftmut auf papierschnippseln herab. urplötzlich natürlich. die sekunde ist die stunde, wird zum tag. ich bleibe. der dichter aber geht pissen und bald schon - stiften.

Montag, 31. Dezember 2007

An meine Leser

Hartmut R. Weyfeuer wünscht den Besucherinnen und Besuchern, Leserinnen und Leser dieser Website das Beste für das Neue Jahr 2008!

Dank Ihrer Unterstützung und Ihres Zuspruchs werde ich auch künftig in allen erdenklichen literarischen Manieren auf mich in meiner Weltwinkeligelstellung aufmerksam machen und die Wahrheit in die festen Schranken allen Zwerchfells quetschen.

Herzlichst grüßt deshalb weiter

Ihr Hartmut R. Weyfeuer

Freitag, 9. November 2007

Wechselgesang eleos&phobos

an tagen wie diesen, möchte ich mehr als an anderen ein bisschen weyfeuer sein,
an tagen wie diesen will ich mir mit dem kommunistischen manifest den arsch im halbdunkel abwischen, verlange ich die ideen von 1914 zum frühstück zu verspeisen und osama bin laden in der luft zu zerreißen,
an tagen wie diesen begehre ich einen kaugummiautomaten lustlos zu vergewaltigen und den odem eines zahnfaulen säufers jambisch zu preisen,
an tagen wie diesen schätze ich den verkehr im stehen.

An Tagen wie Diesen, möchte ich mehr als an Anderen ein Bisschen Weyfeuer sein, an Tagen wie Diesen möchte ich mir mit den schmierigen Seiten von Mein Kampf den Kopf im Hellen schmücken, möchte ich den Diskurs von 1968 am Abend ausscheißen und sämtliche amerikanische Präsidenten küssen,
an Tagen wie Diesen möchte ich das Internet preisen, wohl wissend, dass die letzten Jamben zusammen mit meiner Selbstachtung im letzten Verkehr vergingen.

an tagen wie diesen herze ich den wahnsinn und schenke ihm schnittfrische blumen,
an tagen wie diesen suche ich den überbringer schlechter nachrichten, um ihn zu schlagen,
an tagen wie diesen streichle ich den, der böses denkt und reiche meine linke backe im darkroom hin,
an tagen wie diesen kämpfe ich nicht mit der erinnerung an dich,
an tagen wie diesen bin ich einfach ich.

an tagen wie diesen hänge ich die pietät an den nagel und saufe den totengräber untern tisch,
an tagen wie diesen verliebe ich mich in menschenverachtende kapitalistensäcke,
an tagen wie diesen durchschwimme ich wolga, elbe und nil,
an tagen wie diesen lasse ich gesellschaftslahme platitüden auf snobistischen lippen explodieren,
an tagen wie diesen bin ich einfach kein ekel.

an tagen wie Diesen

Samstag, 13. Oktober 2007

verwandte neigung weltende

als der herbst ernsthaft blühte und die kleiderschränke schliefen, rülpste das junge jahrhundert für mich einmal kräftig und gallig aus. ich spürte die durchdringende langeweile der nothaltebuchten körperkalt an mir selbst und verliebte mich eisern in die mäandrierenden teerarme rheinischer landstraßen, verzaubert im rübenernterausch. ihre geschwindigkeit, die dem grüne kindertraktoren lenkenden landmann, alltägliches zeitmaß ist, schillerte postmodern am rande meiner erinnerung,die blass und schäbig war wie ein Fleck an omas alter sonntagskaffeetasse. meine lippen, aufgelegt zu wortbildungsmassen a la "sooss hollondäääse" und anderem lukullischem, glänzten dazu naß im osramsatten wohnzimmerlicht dieser samstagsnachmittagsstunde. die "balkonbank beizen", eher eine aufgabe als eine alliteration, stand auf der agenda und das bücherregal ächzte pseudointellektuell auf ikeanisch. was auch immer, bücher, die nicht gelesen, gedanken, die nie gedacht und toiletten, die niemals von mir mit einer reinigung bedacht werden. was ein jammer. unter mir polterten die nachbarn. "heike" hörte ich es brüllen und ich dachte an miriam, die in der küche nebenan saß und kartoffeln in sahne zerquetschte. ich sollte sie einfach da vergessen. das paradies musste ohnehin woanders liegen und die sonne schneller ihre runden drehen. "sonst nimmt die geschichte gar kein ende." dachte ich mir. überhaupt denken, was halte ich mich damit auf? ich gehe einfach raus. die landschaft sehen. hören. auf was? ein flugzeug dröhnte lautstark nach düsseldorf. naja und was man so riecht am gulli ist auch nicht mehr das wahre: aus dem abwasserkanal roch es bedenklich mild. "wenn die leute rosendüfte scheissen, kanns nich´ mehr lange dauern" sang ich mir und stakste durch die straße. dithyrambisch erregt irgendwohin ins rübenfeld. zurück.

Montag, 23. Juli 2007

schichtwechsel bonaventura II,3 - in Dankbarkeit Schmittering & Schabronski

werte freunde! ein stück käserinde, eine flasche bier und der gedanke an millionenfach verübten massenmord, in taschentüchern, unterhemden und plumeaus allabendlich, zuweilen auch am morgen, vergrübelt mir das leben und trübt den blick auf die schönheit von landschaft, menschen und milchprodukten: ich schwitze, weil ich nicht schreibe, ich zittere, weil ich nicht dichte. das ist nicht tragisch, eher komisch, allein der penetrante schweissgeruch am leib für mich und die anderen, aber vor allem ist es sehr lästig. ihr werdet es verstehen, darum mein schweigen. bis jetzt. wenn ich ein expressionist wäre, würde ich jetzt schreien, weil ich mich befreie, sagen wir vom ekel an der zeit, ungewaschenen füssen oder näßenden ekzemen. mein verleger, herr knut werner mutzbach, ein mann mittleren alters, der nicht mit allzuviel charakter belastet ist, erwähnte gestern noch, dass ich ein ausgezeichneter autor sei. grundsätzlich und ohne abstriche, aber schreiben müsse ich wieder etwas, er wolle schließlich bücher verkaufen und ich doch sicherlich besser leben. im zimmer meiner notunterkunft sind die verhältnisse recht karg, ich gebe es zu und wenig ruhe bleibt, keine muße, erst recht nicht, wenn ich wieder gelegenheit habe psychotherapeutische ordination zu halten. übrigens kostenfrei, einmal im monat. dann kommen sie alle. ich will ihnen helfen. aber nicht heute. die literatur wartet und bricht an wie eine mittagspause im altherrenstift: sorgsam unter leisen pupsen und voller fürsorge.

wetterbeständiges
schafft der künstler
wollsockenpyramiden auf schweinefleisch an eis
beinhälften angedockte leberperlenblüte ko
kett eingewickelte schnarchwurst und
naturdarmwind
körperlichst abgelichtet
auf einer weißen wand wand wand
im dämmerlicht geht es
schnell
ganz schnell
vorbei
in einer über
flüssigen viertel
stunde kurz vor tagweih
künstlerhämmern mit amboss und steinfraß
eisenhaltig, steinig, abgefrostet und das soll
es jetzt für immer sein?
ausgang hinten rechts. aufenthalt zwecklos.

Freitag, 20. April 2007

Hartmut R. Weyfeuer im Interview

hartmut r. weyfeuer, talentiert, verschroben, originell, ein literarischer underdog aus der rheinischen provinz. alexa weinkämper besuchte für "litteris - lektüre für linksfahrer und rechtsdenker" den 43jährigen Autor im Zimmer einer städtischen Notunterkunft.

I. Teil

weinkämper: herr weyfeuer, unsere leser kennen und schätzen sie als konsequent-wertkonservativ retrolinkslookgeschmückten und inspirierten autor, dessen stilistik, angelehnt an ernst jünger und rosamunde pilcher, gleichwohl einige kritiker dazu veranlasst hat, sie als "blinddarm am intellektuellen dickdarm deutschlands" zu bezeichnen. unlängst noch attackierte sie ron mähwisch in der märzausgabe von spiegelspiele als eine "dement-legasthenische courths-mahler ausgabe". treffen sie diese vorwürfe ?
weyfeuer : als ich heute morgen leberwurst aß, entdeckte ich schimmel auf der wurstoberfläche, leicht pelzig, wunderschön und scheußlich schmackhaft. ich habe weder die wurst gegessen noch mäwisch gelesen.
weinkämper: ihre bücher sind klare mißerfolge und ihre psychotherapeutische praxis läuft schlecht. wie können sie überleben, kreativ bleiben?
weyfeuer: ich vegetiere und träume von neuen gedichten. liebeslyrik für zu spätgekommene. sie kennen das gefühl, sie sind dreißig, vierzig jahre alt, der erste liebeszauber verflogen, sie liegen besoffen im eigenen urin oder in einem gladbacher wohnungspuff und denken, mein gott! wie konnte es soweit kommen!wo ist die liebe hin? und sie erinnern sich nicht mehr an die erste und wirklich große liebe, die in ihrer erinnerung sich einfach umdrehte, abwandte, das gesicht verbarg, um die ecke ging und einfach schwarzweiß-grau verblasste. da will ich hin, in diese kleine herzwirrnis.
weinkämper : gönnen sie unseren lesern eine kostprobe?
weyfeuer: sie verantworten es:

liebesflaum und flüchtig abgetakelt
rheinisch riesensegelganzinwasserhaft und lüstern eingezaubert
kussinseln im cabriolet
im sommer
an seen
an flüssen
aus herzbrokat und senftonzart
für dich für dich
du saufgesicht

weinkämper: danke dafür.

II. Teil

weinkämper: herr weyfeuer, sie erreichen nur wenige leser und die radikalität ihrer sprachbilder führt oftmals zu verständnislosigkeit. wie beurteilen sie selbst die chance ihrer texte eine sinngemeinschaft zu stiften?
weyfeuer: ich bin ein asozialer hund und werde es auch bleiben. literarische texte sind für mich notstuhlgänge der vernunft unter großem druck gepresst und erlitten. außerdem bin ich mir selbst mein liebster leser.was wollen sie eigentlich, frau weinkämper?
weinkämper: ihre texte sind subkutan eminent politisch. ich erinnere hier an "Autobombenauflaufmitvanillesaucesonntags", eine wirre abrechnung mit jeder art von extremismus.
weyfeuer:ja, das habe ich geschrieben und zum aufruf am ende, "streichelt eure eier für die große friedensfeier.glück auf!" stehe ich auch heute noch. ich nehme nichts zurück. warum.
weinkämper:herr weyfeuer, wovon träumen sie nachts?
weyfeuer: ich gehe durch einen wald, meine füße sind wund und überall hängen kritiker leblos an schwarzen tannen. ich bin eben harmoniebedürftig. wer nicht, frau weinkämper?
weinkämper: dies nehme ich nicht persönlich, herr weyfeuer. wann aber erscheint endlich ein auszug aus ihrem opus magnum über das "armbandbärtchen". unsere leser sind sehr neugierig.
weyfeuer: ich verrate es ihnen, frau weinkämper: ich bin es auch.


III. Teil

weinkämper: die literatur ist ihr leben, psychologie und psychotherapie aber ihr karges tägliches brot. kürzlich erschien in heft 3/2007 von "WahnSinnMethode" ihre typenlehre mehrdimensionaler psychosozialer devianz.was verstehen sie darunter?
weyfeuer: mir ging es um die alltäglichen sozialen folgen des sogenannten bekloppt- und verrücktseins. ich will mich doch schließlich verstehen. es geht damit nichtsdestoweniger um das notorische arschloch.
weinkämper: herr weyfeuer, eine kurze erläuterung ist nötig.
weyfeuer: ich zeichne sechs formen, die sie sich hierarchisch geordnet vorstellen müssen. an der spitze begegnet die mehrdimensionale psychisch-soziale devianz mit hohem gefahrenpotential für die soziale matrix und schwächt sich in drei stufen ab bis zur stufe des als gering taxierten gefahrenpotentials. mehrdimensional bedeutet hier - mehr als nur eine maldisposition zu besitzen (selbstüberschätzung, wille zur dominanz etc.). hier schließen sich eindimensionale psychisch-soziale devianzmuster in gleicher gestaffelter abfolge des gefahrenpotentials an.
weinkämper: herr weyfeuer, mein bus kommt. ich muss weg.
weyfeuer: ach.

Montag, 9. April 2007



weyfeuer, so wie ihn eine prager karlsbrückenmalerin sah.

Freitag, 9. Februar 2007

das buch zum mißerfolg - warum?

Hartmut R. Weyfeuer
Hitlers Armbandbärtchen
Hyperbel-Verlag Dietzkirchen
Dietzkirchen-Wien-Budapest 2004
155 Seiten
ISBN 0-1418-3345-0
12,80 €

ein subversives undercoverbuch, das zeithistoriker noch rund 35 jahre nach seiner vermuteten einstampfung immer noch zu tränen rührt. dieser hocherotische roman, vermeintlich 1967 in einer berliner studentenbude im lsd selbstversuch verfasst, beschreibt auf der grundlage ins gotische translierter wehrmachtberichte die unglaubliche lebensgeschichte der carlotta maria vogelsack, die als letzte mätresse des deutschen diktators im mai 1945 ihren russischen verfolgern entkommt, um das letzte erbstück ihres verbrecherischen geliebten, das armbandbärtchen, ins sichere argentinien zu entführen. Dort ist sie als doublette des führers regelmäßig auf den titelblättern von penthouse, hustler oder den st. pauli nachrichten - ortsausgabe buenos aires - zu sehen und beschreitet eine beispiellose karriere im noch jungen porno-business lateinamerikas. nebenbei erfindet sie den gangbang und verhilft der argentinischen provinz argoyysuadiz damit zu touristendollars. hartmut r. weyfeuer analysiert anhand vogelsacks biographie gnadenlos die mechanismen der deutschen nachkriegsgesellschaft und demonstriert hartnäckig das beharrungsvermögen seiner eigenen ins argentinische translozierten fixen ideen ebenso wie die verklemmtheit und prüderie der wirtschaftswunderjahre. (Hyperbel-Verlag)

wie immer, wenn weyfeuer seinen weltekel in witzsalven herausschleudert, bleibt kein auge heil, kein zwerchfell unverschont: ein muss für alle, die schon immer alles gründlich wissen wollten.

fazz, 29. Februar 2005


weyfeuer ist eine herausforderung, manche behaupten eine zumutung. sein auftritt beim klagenfurter bachmannpreis 2001 war legendär, seine capricen bei verlegern und buchhändlern gefürchtet: sein witz aber ist unverwechselbar.

neue literatour wien, 22. Oktober 2004

Montag, 5. Februar 2007

Er hat es getan. Der deutsche buchhandel staunt, die fachpresse ist entnervt, antiquare und sammler überfordert: wie konnte das passieren? hartmut r. weyfeuers vermutlich erfolglosestes werk ist wieder im remittenden-versand erhältlich: "Hitlers Armbandbärtchen".

Demnächst:
hartmut r. weyfeuer im interview "Warum ich leberwurst liebe und weitere politische bekenntnisse"

Sonntag, 4. Februar 2007

einheit im bruch


glas sprengt alle formen
im nu glänzt eitles herzwärts unbebaut
asphaltgeruch nässt schwelend deine haut
symposion von pilzgerichten
eingeweckt im blauen grund
es dümpelt dort und
schmerzumfangen
nacht für nacht im dschungel eingebrannt
ein langer trost in wehen wipfeln
philippe starb heute ungekannt
ein schuss traf ihn
im fenster der vernunft
klafft nun ein loch
och
raunt da ein chor aus witwen
schwarzumrändert schwere lust
es glänzt das glas
am abgrund splitternd heiter
einheit im ganzen hofft es klirrend weiter noch bis zum
allerletzten broch

trunkene sehnsucht april april

das letzte glüht
die wangen des tankwarts sind leer
ich küsse den kolben
es lechzt der güldene mond
im kälberstall herrscht ruhe
aber wie lange noch
trinke ich von deinen lippen
nektar und ambrosia?
es geht was um die häuser, mein freund
unbebrillt
nächtelang
ostwärts
ostwärts
bis scharbeutz

Über mich

Ich liebe mich. Einfach: Darum.Das Leben will niedergeschrieben sein. Und so will ich es halten. Der Zorn, die Lust, die Freude , die sentimentale Geste der Dankbarkeit am Bahnhofskiosk, wenn Gekühltes der Lieblingsbiermarke vorrätig ist.
Es nieselt. Der Winter ist nicht mehr Winter und die Frauen tragen selten noch pelzene Zierde.
Es ist warm und ich bin blank wie der berühmte wilde, stürmische Hans.
Wozu das Leben? Wozu Literatur?
Weiland schrieb Petronius, kurz bevor er den Freitod starb,
"quam quobiscum erat sententiam meam, in aurora funzibus esse maximus delictalibus".
Ich hielt mich dran. Immer. Deshalb ging ich meinen Weg bis heute - unverstellt.
Denn "Ich" ist kein Anderer:


1964 unter dem Namen Heinrich Richard Maria Vogler in Grevenbroich geboren. Ich war eine Hausgeburt.
Meine Eltern aber lebten in wilder Ehe und stürzten sich 1968 in die Kölner Kommune "Che Guevara Potentas y Mammas di Libertinage".
Ich habe Sie nie wiedergesehen.

1968-1982: bei den Großeltern aufgewachsen. Mein Großvater betrieb eine Manufaktur für Sanitärprodukte an der Düsseldorfer Straße. Ich war nie angepasst und schrieb gegen den linken Zeitgeist. Erste literarische Versuche, die jede Einflussnahme leugneten: "Der Brummkreisel bewegt die Revolution", "Schweinefleisch für Petra Kelly", "Autopoesis oder grünkarierte Kotze im Bundestag", Leitung der Schülerzeitschrift "Der Störfunker", die nach einer Ausgabe wegen groben Unfugs eingestellt wird.

1982 Abiturversuch, Umsiedlung nach Köln
1983 erste Drogenerfahrungen. Im gleichen Jahr trete ich als Oboist in der Punkrockband "Lächelnde Atomrotzkiller" auf.
1984 Anstellung als Lektor im Analphabesis-Verlag Köln-Ehrenfeld
1985 Privatinsolvenz
1986 Nach einem Wohnungsbrand und Wiederfinden der ersten Entwürfe, Erscheinen des Gedichtbandes "Krampfhennen westwärts" unter dem Pseudonym Hartmut R. Weyfeuer. Ich hatte mich gefunden.

Und stiehlt/
Euch Kapital/ die
rote Sauce/
glänzt Hosen/
einwärts
nackte Gier/
lehnt Euch zurück in Muße/ und
trinkt ein fettes Feierabendbier"

Die linke Bundesrepublik war entzweit über mich, ich war es auch und der rechte Mob formierte sich wieder. Ich hielt dagegen mit Terzinen und Sonetten und soff weiter. Als Stadtschreiber von Rheinbickesdorf /Pfalz zeriss ich das vierbändige Prosawerk "Scherbenschreck bei Manaus" in mehr als tausend Stücke. Die Lokalpresse war entgeistert. Mein Roman aber handelt von einem pfälzischen Auswanderer, der um 1920 nach Südamerika emigriert, bei Rio falsch abbiegt und einen Indianerstamm überfährt. Das Ozonloch wucherte. Ich beschloss mehr Schnaps zu trinken.

1989: Die Mauer öffnet sich. Ich lerne Pam aus Karl-Marx-Stadt kennen, aber nicht lieben. Bin ich frigide? Der sensible Gedichtband "Liebeswut im Pizzateig" bleibt wie meine Gefühle auf Seite 1 stecken. In meiner Phantasie bereise ich Bulgarien, Tschechien und Polen. Wunderschön!
1990: Mein Inter-Rail-Ticket ist abgelaufen. Grevenbroich sieht mich wieder.
1991:Verleihung des Büchnerpreises an Wolf Biermann. Ich habe ihn darum beneidet.
1992: Auf einer Bahnfahrt ins Schwäbische treffe ich beinahe Ernst Jünger, steige aber bei Biberach rechtzeitg um. Schicksal.
1990-2000: Ich studiere Medizin und später Psychotherapie. Unter dem Einfluss medzinischer Handbuchliteratur entstehen die "Lecktiones vulgata". Ich schäme mich dafür.
3. Juli 2001: Nach einer Therapiesitzung heile ich einen bekannten bayrischen Politiker und danach auch mich von zuviel Selbstkritik. Ich bin maßlos erleichtert.
2001: Der Bachmann-Preis geht an mir vorbei. Ich kotze ins Klagenfurter Auditorium.
2002 bis heute: Es könnte nicht besser gehen.
2004: Der große Roman erscheint. Noch vor dem filmischen Epos "Der Untergang" und Daniel Levys Hitler-Film, lege ich mit dem "Armbandbärtchen" Deutschland flach - auf das Freudsche Canapee. Wohin auch sonst? Ich bin aufgeregt und Reich-Ranicki irritiert über Frau Löffler. Kann das alles gewesen sein?
Februar 2007: Ich beschließe hier zu schreiben